Super E10: So verlief der Start in Deutschland

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Als Super E10 im Januar 2011 an den deutschen Tankstellen eingeführt wurde, war die Skepsis groß. Trotz des günstigeren Preises im Vergleich zu herkömmlichem Super E5 wagten sich nur wenige Autofahrer an den neuen Kraftstoff heran. Die Hauptursache für diese Zurückhaltung lag in der Unsicherheit: Viele fürchteten, dass ihre Autos nicht für E10 geeignet seien und Schäden davontragen könnten. Damals war es für den Durchschnittsautofahrer nicht einfach zu erkennen, ob sein Fahrzeug den neuen Kraftstoff verträgt oder nicht.

Zögerliche Akzeptanz trotz Preisvorteil

Im Jahr 2020, fast ein Jahrzehnt nach seiner Einführung, hatte Super E10 immer noch Schwierigkeiten, sich auf dem deutschen Markt zu etablieren. Die Verkaufszahlen waren ernüchternd: Nur 14 von 100 verkauften Litern Kraftstoff waren E10. Im Vergleich dazu erreichten alle Benzinkraftstoffe (E5, Super Plus, 100 und 102 Oktan) in Deutschland einen Marktanteil von etwa 56 Prozent unter den fossilen Fahrzeugtriebstoffen. Statistisch gesehen tankte nur etwa ein Viertel der Autofahrer, die ein geeignetes Auto besaßen, den Kraftstoff E10. Diese Zahlen zeigen, dass trotz des Preisvorteils viele Menschen zögerten, darauf umzusteigen.

Ein Umschwung im Jahr 2022

Erst im Jahr 2022 scheint sich das Blatt zu wenden. In Zeiten drastisch steigender Kraftstoffpreise überdenken viele Autofahrer ihre Entscheidung und geben E10 eine Chance. Im Jahr 2021 lag der Anteil von E10 bereits bei 17 Prozent und im zweiten Quartal 2022 sogar bei 22,8 Prozent.

Die Einführung von Super E10 in Deutschland war sicherlich kein Selbstläufer. Trotz des günstigeren Preises und der positiven Umweltauswirkungen hatte der Kraftstoff Schwierigkeiten, die Herzen der deutschen Autofahrer zu gewinnen. Aber wie die jüngsten Zahlen zeigen, könnte sich das ändern. Im Kontext steigender Kraftstoffpreise und wachsender Umweltbewusstsein scheint E10 endlich seinen Platz auf dem deutschen Markt zu finden.

Was macht Super E10 so besonders?

Super E10 unterscheidet sich von herkömmlichen Benzinarten vor allem durch seinen Ethanolgehalt. Während Super 95 (E5) bis zu 5 Prozent Ethanol enthält, steigt dieser Wert bei Super E10 auf maximal 10 Prozent. Aber was genau ist Ethanol? Ethanol, auch als Äthylalkohol oder einfach „Alkohol“ bekannt, ist ein alkoholischer Kraftstoff, der aus pflanzlicher Biomasse gewonnen wird. Im Gegensatz zu Benzin, das aus Erdöl hergestellt wird, stammt Ethanol aus nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrüben, Mais und Getreide.

Die Vorteile von Bioethanol

Der Einsatz von Bioethanol bringt einige Vorteile mit sich, insbesondere im Hinblick auf die Umwelt, und zwar:

  • CO2-Neutralität: Beim Verbrennen von Ethanol wird nur so viel CO2 freigesetzt, wie die Pflanze während ihres Wachstums gebunden hat.
  • Nachhaltigkeit: Da Ethanol aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird, reduziert es die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.
  • Hohe Oktanzahl: Ethanol hat eine hohe Oktanzahl von 130, was theoretisch mehr Leistung für den Motor ermöglichen kann.

Unterschiede im Energiegehalt und ihre Auswirkungen

Obwohl Ethanol einige Vorteile bietet, gibt es auch Nachteile, die berücksichtigt werden müssen. Der wichtigste ist der geringere Energiegehalt von Ethanol im Vergleich zu Benzin. Ein Liter Ethanol enthält etwa 30 Prozent weniger Energie als ein Liter Benzin. Das hat wiederum Auswirkungen auf den Kraftstoffverbrauch. Allerdings können Motoren, die auf den Gebrauch von Ethanol abgestimmt sind, relativ betrachtet mehr Leistung generieren.

Die Beimischung von Ethanol hat ebenfalls Auswirkungen auf die Materialverträglichkeit. Nicht alle Benzinmotoren sind für E10 geeignet, da bestimmte Materialien in speziellen Szenarien auf Ethanol reagieren können. Dies ist, was Experten die „Säure-Base-Reaktivität“ nennen.

Super E10 ist also ein Kraftstoff, der sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt. Während er aus umweltfreundlichen, nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird und eine hohe Oktanzahl hat, muss man den geringeren Energiegehalt und die möglichen Auswirkungen auf den Motor berücksichtigen. Aber mit steigendem Umweltbewusstsein und den jüngsten Entwicklungen im Bereich der Motorentechnologie könnte Super E10 schon bald eine immer wichtigere Rolle auf dem Kraftstoffmarkt spielen.

Verbrauch und Effizienz: Ist E10 wirklich sparsamer?

Einer der Hauptkritikpunkte an Super E10 ist der geringere Energiegehalt von Ethanol im Vergleich zu Benzin. In einem Liter Ethanol stecken etwa 30 Prozent weniger Energie als in einem Liter Benzin. Das führt zu einem theoretischen Mehrverbrauch von etwa 1,7 Prozent. Wenn Dein Auto mit Super 95 also 7,4 Liter pro 100 Kilometer verbraucht, würde es mit E10 theoretisch 7,5 Liter auf der gleichen Strecke verbrauchen. Aber die Realität ist komplexer. Einige Tests haben sogar gezeigt, dass manche Autos mit E10 sparsamer unterwegs sind als mit Super 95.

Verträglichkeit: Kann jedes Auto E10 tanken?

Die Verträglichkeit von Super E10 mit verschiedenen Automodellen war von Anfang an ein großes Thema. Während die meisten neueren Autos problemlos mit E10 betrieben werden können, gibt es Ausnahmen, insbesondere bei älteren Modellen und Hochleistungsmotoren. Die Gründe dafür sind technischer Natur:

  • Säure-Base-Reaktivität: Ethanol kann bestimmte Materialien angreifen, was bei einigen Motoren zu Problemen führen kann.
  • Hoher Druck: In Direkteinspritzern kann der hohe Druck dazu führen, dass Ethanol Leichtmetalle angreift.
  • Hochleistungsmotoren: Diese Motoren sind oft nicht für den höheren Ethanolgehalt in E10 ausgelegt und sollten eher Super Plus tanken.

Zukunftsaussichten: Kommen E15 oder E20?

Die Diskussion um die Erhöhung des Ethanolanteils in Benzin ist nicht neu. In den USA wird bereits E15 getankt, und es gab Vorschläge, auch in Deutschland einen Kraftstoff mit 20 Prozent Ethanol einzuführen. Diese Ideen haben jedoch bisher wenig politische Unterstützung gefunden, vor allem weil der Fokus zunehmend auf Elektromobilität liegt.

Fazit

Super E10 ist ein Kraftstoff, der in Deutschland einen schwierigen Start hatte, aber zunehmend an Akzeptanz gewinnt. Während der geringere Energiegehalt von Ethanol zu einem minimal höheren Verbrauch führen kann, gibt es auch Vorteile wie die CO2-Neutralität und die Verwendung nachwachsender Rohstoffe. Die Verträglichkeit mit verschiedenen Automodellen ist weitgehend geklärt, und nur wenige Ausnahmen bestätigen die Regel. In Bezug auf die Zukunft ist es jedoch unklar, ob der Ethanolanteil in Benzin weiter erhöht wird, da der Trend klar in Richtung Elektromobilität geht. Dennoch bleibt E10 eine wichtige Option für umweltbewusste Autofahrer, die nicht auf einen Verbrennungsmotor verzichten wollen oder können.