Schadstoffklasse: Bedeutung und Ermittlung

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Die Europäische Union hat im Laufe der Jahrzehnte eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um den Schadstoffausstoß von Fahrzeugen zu regulieren. Die Schadstoffklasse des jeweiligen Autos spielt dabei eine zentrale Rolle. Sie legt fest, welche Grenzwerte für die Schadstoffemissionen von Neufahrzeugen gelten.

Was bedeutet Schadstoffklasse?

Die Schadstoffklasse definiert den Grad der Umweltverträglichkeit eines Fahrzeugs anhand seines Schadstoffausstoßes. Jedes Fahrzeug mit einem Verbrennungsmotor emittiert Schadstoffe wie Kohlenstoffmonoxid (CO), Kohlenwasserstoffe (CnHm), Stickoxide (NOx) und Rußpartikel. Diese Emissionen tragen zur Luftverschmutzung bei und haben negative Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit. Die einzelnen Schadstoffklassen sollen diese Auswirkungen minimieren, indem sie Grenzwerte für die verschiedenen Schadstoffe festlegen.

Entwicklung der Schadstoffklassen in Europa

Die Geschichte der Schadstoffklassen in Europa begann in den 1970er Jahren mit der Einführung der ersten Emissionsgrenzwerte für Kohlenmonoxid (CO) und Kohlenwasserstoffe (HC). Seitdem wurden die Grenzwerte für Neufahrzeuge schrittweise verschärft. Die Emissionsklassen sind dabei ein wichtiges Instrument, um sicherzustellen, dass neu zugelassene Fahrzeuge immer umweltfreundlicher werden. Die aktuell gültige Schadstoffklasse ist die Euro-Norm 6d.

Die aktuelle Euronorm 6d

Seit 2021 gilt in der gesamten EU für Schadstoffklassen die Euro 6d. Sie stellt sicher, dass jeder neue Fahrzeugtyp einer Flotte die Grenzwerte der Euro 6d-TEMP Norm erfüllen muss, um eine Neuzulassung zu erhalten. Ältere Fahrzeuge, die bereits zugelassen sind, unterliegen den Grenzwerten, die zum Zeitpunkt ihrer Erstzulassung galten.

Interessanterweise behandelt die Euro 6d-TEMP jedoch nicht alle Fahrzeugtypen gleich. Die Emissionsklassen unterscheiden sich je nach Motorisierung (Benziner oder Diesel), Fahrzeugtyp (zum Beispiel Pkws, Lkws oder einspurige Kfz) und Zulassungsjahr. Diese Differenzierung ermöglicht eine genauere und fairere Bewertung der Umweltverträglichkeit verschiedener Fahrzeugtypen.

Die Schadstoffklasse und die Bedeutung für Autofahrer und Autohersteller

Für Autofahrer ist die Emissionsklasse ihres Fahrzeugs aus mehreren Gründen wichtig. Sie bestimmt nicht nur über die Höhe der Kfz-Steuer, sondern regelt auch die Fahrverbote in Umweltzonen. Aus diesem Grund ist es immer wichtig, die Schadstoffklasse des eigenen Autos zu kennen.

Für Autohersteller sind die Emissionsklassen noch bedeutender, da sie die Grundlage für die Entwicklung neuer Fahrzeugmodelle bilden. Hersteller müssen sicherstellen, dass ihre Neuzulassungen die vorgegebenen Schadstoffnormen einhalten, um Wettbewerbsfähig zu bleiben und Bußgelder zu vermeiden.

Zukünftige Entwicklungen und Euro 7

Die EU arbeitet derzeit an der Einführung der Euronorm Euro 7. Diese wird voraussichtlich neue und strengere Schadstoffgrenzen einführen. Es wird erwartet, dass die Euro 7-Norm besondere Auswirkungen auf Dieselfahrzeuge haben wird. Gerüchten zufolge könnten Benziner und Diesel erstmals gleichbehandelt werden, was das Ende für viele Dieselfahrzeuge bedeuten könnte. Autohersteller stehen dann vor der Wahl, entweder eine kostspielige Nachbehandlung des Schadstoffausstoßes vorzunehmen oder den Dieselmotor ganz aufzugeben.

Weitere Informationen zu den Zielen und Hintergründen der Abgaßnorm 7 findest Du hier.

Ermittlung der Schadstoffklasse

Die Schadstoffklasse eines Fahrzeugs wird durch spezifische Testverfahren ermittelt, die im Laufe der Jahre immer weiterentwickelt wurden, um eine genauere und realistischere Bewertung der Fahrzeugemissionen zu ermöglichen. Diese zu kennen, ist essentiell, um sich die entsprechenden Steuern und Zulassungsbedingungen zu kennen.

Die Schadstoffklasse lässt sich einfach anhand des Fahrzeugscheins ermitteln. In Fahrzeugscheinen vor 2005 findet man die Emissionsschlüsselnummer im Feld „Schlüsselnummer – zu 1“. In neueren Fahrzeugscheinen seit 2005 ist der Emissionsschlüssel in Feld 14.1 in der Zulassungsbescheinigung Teil I aufgeführt.

Die letzten zwei Ziffern der mittigen Schlüsselnummer im Fahrzeugschein definieren letztlich die Schadstoffklasse. Zum Beispiel stehen die Zahlen 01-04, 09, 11-14, 16, 18, 21, 22 und 77 für Euro 1, während 36NO – 36YO für Euro 6 stehen.

Umweltplakette vs. Schadstoffklasse

Häufig werden die Schadstoffklasse und die Umweltplakette verwechselt. Es gibt aber einen bedeutenden Unterschied: Während die Schadstoffklasse eine technische Einstufung des Fahrzeugs ist und im Fahrzeugschein vermerkt wird, regelt die Umweltplakette die Zufahrt zu Umweltzonen und muss am Heck des Fahrzeugs angebracht werden.

Was haben die beiden gemeinsam?

Die Umweltplakette basiert auf der Schadstoffklasse des Fahrzeugs und erhält je nach Schadstoffklasse eine bestimmte Farbe:

  • Grün: Euro 4 und Euro 5
  • Gelb: Euro 3
  • Rot: Euro 2 und Euro 1
  • Keine Plakette: Euro 1 und schlechter

Umweltzonen sind in vielen deutschen Städten eingerichtet worden, um die Luftverschmutzung zu verringern. Die grüne Plakette ist entscheidend für das Befahren von Umweltzonen. Fahrzeuge mit einer grünen Plakette erfüllen in der Regel die Anforderungen der Euro 4-Norm oder besser. Ohne diese Plakette ist das Befahren vieler Umweltzonen nicht gestattet. Dies stellt insbesondere für Besitzer älterer Fahrzeuge eine Herausforderung dar.

Bei Verstößen gegen die Bestimmungen der Umweltzonen drohen Autofahrern Bußgelder. Seit 2020 muss man mit einem Bußgeld von 100 Euro rechnen, wenn man ohne oder mit der falschen Plakette eine Umweltzone befährt. Noch schwerwiegender sind die Konsequenzen bei Verwendung gefälschter Plaketten, die zu Geld- und sogar Freiheitsstrafen führen können.

Testverfahren zur Ermittlung der Emissionsklasse

Die Bestimmung der Emissionsklasse eines Fahrzeugs erfolgt durch genormte Prüfverfahren. Diese Verfahren haben sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt, um eine präzisere Messung der Emissionen unter realen Fahrbedingungen zu ermöglichen. Bis 2017 wurde der Neue Europäische Fahrzyklus (NEFZ) verwendet, der jedoch kritisiert wurde, da er nicht die realen Fahrbedingungen widerspiegelte.

Mit der Einführung der Euro 6-Norm wurden zwei neue Testverfahren implementiert: der WLTP-Zyklus (Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure) und der RDE-Test (Real-Driving-Emissions). Der WLTP ersetzt den NEFZ und bietet eine realistischere Messung des Kraftstoffverbrauchs und der Schadstoffemissionen. Er misst den Schadstoffausstoß in zertifizierten Testlaboren während eines dreißigminütigen Fahrzyklus. Der RDE-Test ergänzt den WLTP, indem er den Schadstoffausstoß unter tatsächlichen Straßenverkehrsbedingungen misst und somit eine noch präzisere Bewertung ermöglicht.

Die Schadstoffklasse bei Gebrauchtwagen

Die strengen Emissionsvorschriften beeinflussen zunehmend die Entscheidung zwischen dem Kauf eines Neuwagens und eines Gebrauchtwagens. Während Neuwagen in der Regel die neuesten Emissionsstandards erfüllen, können insbesondere bei älteren Gebrauchtwagen zusätzliche Kosten für Nachrüstungen anfallen. Die Nachrüstung kann durch den Einbau von Partikelfiltern oder Katalysatoren erfolgen. Die Kosten hierfür variieren, liegen jedoch meist zwischen 400 und 1.500 Euro. Dies gilt allerdings nur für Modelle, die in der Zeit vor dem 01. September 2014 zugelassen wurden.

Ab diesem Zeitpunkt gilt die Abgasnorm Euro 6 für alle neu zugelassenen Benziner und Diesel. Gebrauchtwagen, die also nach September 2014 zugelassen wurden, erfüllen daher in der Regel die Euro-6-Norm.

Fazit

Die stetige Verschärfung der Emissionsstandards zeigt das wachsende Bewusstsein für Umweltprobleme und die Notwendigkeit, die Luftqualität im urbanen Raum zu verbessern. Dies führt zu einer kontinuierlichen Anpassung der geltenden Emissionsklasse.

Wichtig ist, die eigene Emissionsklasse zu kennen, um mögliche Strafen oder Bußgelder zu vermeiden, beziehungsweise beim Gebrauchtwagenkauf die Emissionsklasse in die Kaufentscheidung mit einfließen zu lassen.