Ich bin ein Fiat Punto und ich führe seit fünf Jahren eine Dreiecksbeziehung. Beziehungsstatus: kompliziert. Doch von vorne: Im Jahr 2010, als mein Rennfahrer mich erstand, hatte ich gerade einmal 30.000 Kilometer auf dem Buckel. Ich glänzte und strahlte, sogar meine Sitzbezüge rochen noch ein wenig fabrikneu. Einmal die Woche fuhren wir in die Waschanlage, ich ließ mich bürsten und einseifen, mein Liebhaber saß in mir und streichelte meine Armatur.
Jeden Monat fuhren wir ins Autokino. Wir sahen Meisterwerke aus der “Fast and Furious”- Filmreihe und natürlich meinen absoluten Lieblingsfilm: “Cars” von Pixar. Ein Aufkleber von Lightning McQueen ziert seitdem mein Heck. Musste ich einmal in die Werkstatt, konnte er es kaum erwarten, bis ich repariert war.
Ein Weihnachtsgeschenk für den Autoliebhaber
Dann kam Weihnachten. Mein Rennfahrer bekam von seiner Familie das, was er am dringendsten brauchte: Eine Playstation, zwölf Paar Socken und einen Standmixer. Doch dabei blieb es nicht, es gab auch etwas für mich: Einen Duftbaum (Vanille) und einen 100 € Tankgutschein. Und nach dieser Fahrt durch Eis und Schnee (Gott segne meine Winterreifen!) hatte ich mir einen kräftigen Schluck verdient. Wie immer legte mein Don Juan liebevoll seine Hand auf mein Dach, öffnete meine Tankklappe und gab mir zärtlich vom süßen Nektar (Super Benzin bleifrei) zu trinken.
Und dann schritt er zum Bezahlen. Normalerweise eine Sache von wenigen Sekunden, höchstens eine Minute. Doch er kam und kam nicht wieder. Gab es ein Problem? Ich konnte nichts sehen. Endlose Minuten vergingen. Aus den Minuten wurde eine viertel Stunde. Schlussendlich eine halbe. So spät in der Nacht störte sich niemand daran, dass ich eine der vier Tanksäulen blockierte.
Wie feiern Autofans Weihnachten?
Autofans feiern Weihnachten wie alle anderen, mit ihrer Familie und ihren Liebsten. Viele von ihnen verbringen in den Tagen vor, während und nach den Weihnachtsfeiertagen viel Zeit in uns treuen Begleitern. Manche fahren durch das ganze Land oder sogar noch weiter, um zusammen das Fest der Liebe zu begehen. So auch mein Rennfahrer. Es ist ein Scheinwerferzwinkern des Schicksals, dass er ausgerechnet an diesem Abend sein ganz besonderes Weihnachtswunder erlebte: Er fand seine Beifahrerin. Die Frau hinter der Tankstellentheke verzauberte ihn mit ihrem Lächeln, wie ich ihn einst mit meinen chromglänzenden Felgen. Und während ich mir draußen in der Kälte die Winterreifen abfror, setzte er drinnen seine ganzen Flirtkünste ein.
Seitdem sind wir nicht mehr zu zweit, sondern zu dritt. Meine anfängliche Eifersucht habe ich schnell überwunden. Ich und die Beifahrerin sind zu unterschiedlich. Ohne Sie kann er abends vielleicht nicht einschlafen – aber ohne mich kommt er morgens nicht zur Arbeit und abends nicht wieder nach Hause. Wenn er Sie zum Essen einlädt, gibt er 120€ aus und hat danach fünf bis zehn Minuten Spaß (manchmal dauert es auch nur zwei Minuten). Füllt er meinen Tank für 50€ auf, dann biete ich ihm stundenlangen Fahrspaß. Er will es schneller? Drück mein Gaspedal, Baby! Er will anhalten? Fuß auf die Bremse! Er will mich aufheulen hören? Lass meine Kupplung sanft kommen, Liebster.
Mann, Frau, Auto: Weihnachtsgeschenke lieben wir alle
Es ist nicht immer leicht. Seitdem auch sie von der Beifahrerin zur Rennfahrerin wurde, hatten wir so unsere Schwierigkeiten miteinander. Sie krümelt mich gerne mit Essen voll, mein Heck ist für sie vor allem ein Lagerraum für Pfandflaschen (meine sexy Rundungen beachtet sie nicht einmal), Autoreparaturen zögert sie gerne hinaus und beim Einparken verpasst sie mir gerne ein paar Schrammen. Doch trotz allem: An Weihnachten steht auch immer etwas für mich unterm Baum. Sei es Frostschutzmittel, eine Dashcam oder ein neuer Eiskratzer, vergessen werde ich bestimmt nicht.
Und manchmal wird sogar unsere besondere Beziehung gewürdigt. So schenkte die Beifahrerin ihm ein echtes Weihnachtsgeschenk für Autofans: Ein T-Shirt mit dem coolen Aufdruck “Das Leben ist zu kurz, um hässliche Autos zu fahren”. Hell yeah, da stimme ich voll und ganz zu. Sogar einen Fiat Punto Schlüsselanhänger hat er bekommen. Und natürlich unvermeidlich: Ein Wackeldackel fürs Armaturenbrett.
Wer wirklich noch überlegt, was er Autofahrern zum Weihnachtsfest schenken soll, hat nun hoffentlich genügend Ideen aus meiner Erzählung bekommen können. Ansonsten empfehle ich einfach genau hinzuhören, was unsere Motoren euch flüstern.