Tachomanipulation – So erkennt du den Betrug

Gestatten, mein Name ist Tachomanipulation. Bekannt bin ich dir sicher, mögen wirst du mich aber kaum. Ich verstehe das, schließlich bin das Schreckgespenst für jeden Käufer eines Gebrauchten. Zumal ich nicht nur für Betrug stehe, der dich Geld kostet. Im schlimmsten Fall kann ich sogar deinen Tod bedeuten, weil du Inspektionen versäumst und Bauteile nicht früh genug wechselst.

Tachomanipulation: Warum ich so einfach bin

Das Schlimme an mir ist, dass ich so leicht zu bewerkstelligen bin. Früher war das anders: Bei den analogen Tachos wurde eine Bohrmaschine angeklemmt, die dann über Stunden den Zählerstand um 20.000 km zurück drehte. Heute mit den digitalen Anzeigen reicht ein Minicomputer, eine simple Software – und 60 Sekunden Zeit. Schon ist der Kilometerstand von 150.000 auf 60.000 zurückgestellt – mit nur einem Klick.

Schlecht für dich: Der Gebrauchte ist nun deutlich mehr wert als vor zwei Minuten. Zumal mit der Technik – entschuldige die Wortwahl – jeder Trottel dazu fähig ist. Betrüger finden die nötige Strategie zudem frei verkäuflich im Netz – ganz legal und quasi mit Zustimmung des Bundesverfassungsgerichts. Während die eigentliche Tachomanipulation als Betrug gilt, sind Handel und Kauf entsprechender Geräte straffrei. Preis: gerade mal 150 Euro.

Tachomanipulation: Wie ich den Wert steigere

Entsprechend groß ist die Versuchung für schwarze Schafe, denn dank mir ist die Wertsteigerung von gebrauchten Autos teilweise enorm. DAT und Schwacke liefern dir den Beweis. Ein VW Golf VI mit fünf Jahren und 160.000 km auf dem Tacho kommt im Schnitt auf einen Wert von 6.000 Euro. Dieser verdoppelt sich fast auf 11.000 Euro, wenn der Kilometerstand auf 40.000 gesenkt wird. In höheren Segmenten bringe ich sogar noch mehr.

Laut Polizei verursache ich pro Jahr übrigens einen Schaden von rund sieben Millionen Euro – mal ganz konservativ geschätzt. Der Schaden durch mich dürfte also höher liegen. Viel schlimmer aber: Die Polizei glaubt, dass mittlerweile jeder dritte Gebrauchtwagen manipuliert ist.

Tachomanipulation: Was mich gefährlich macht

Der finanzielle Schaden ist aber nur eine meiner dunklen Seite. Die andere ist leider nicht viel besser, im Gegenteil: Aufgrund des falschen Kilometerstandes werden auch Wartungsintervalle und Service-Termine verpasst, was gleich zwei Gefahren birgt: Erstens eine finanzielle, wenn zum Beispiel der Keilriemen reißt und es dadurch zu einem Motorschaden kommt. Zweitens eine lebensgefährliche, wenn Bremsen oder andere wichtige Bauteile des Fahrzeugs versagen. Die Folgen muss ich dir wohl nicht erklären.

Tachomanipulation: Wie man mich entlarven kann

Meine Enttarnung ist leider auch recht schwierig – um ehrlich zu sein sogar unmöglich. Ein Gutachten beim Kauf eines Gebrauchten kannst du dir sparen, weil den Prüfern die technischen Möglichkeiten fehlen, eine Tachomanipulation wie mich zu enttarnen. Dennoch kannst du mich entlarven. Eine Idee wäre eine entsprechende Recherche beim Hersteller. Ob BMW und Co. jedoch auf die Anfrage reagieren, steht in den Sternen. Dabei widersprechen die Autobauer gern und reden von Einzelfällen. Transparenz scheint also nicht gewollt.

Daher halte besser deine Augen offen und schaue dir den Gebrauchten genau an. Sind Pedale, Lenkrad und Sitze schon deutlich verschlissen oder abgegriffen, kann ein Kilometerstand von 40.000 km nicht stimmen. Berichte von TÜV und Werkstatt sind ebenfalls einen Blick wert, um die Laufleistungen abzugleichen. Beim Ölwechsel notieren Werkstätten das Datum sowie die Laufleistung, das Zettelchen im Motorraum kannst du nicht übersehen. Im Fahrzeugbrief findest du Vorbesitzer. Ein Anruf bei diesen kann Zweifel beseitigen oder erhärten. Beim Serviceheft gilt wiederum Obacht: Auch entsprechende Stempel fälschen Betrüger längst. Ein Anruf in der Werkstatt ist daher die bessere Idee. Bei neueren Autos kannst du sogar Fehlerspeicher und Wartungsintervallspeicher auslesen lassen und die protokollierten Kilometerstände mit dem Tacho abgleichen.

Tachomanipulation: Warum die Lösung so einfach wäre

Lösen könnte man das Problem übrigens ganz einfach. Ein simpler Chip würde mich unmöglich machen, der sogenannte HSM-Speicher. Der Witz: Viele Hersteller verbauen diesen sogar schon, um sich vor Chip-Tuning zu schützen. Dank einem Sicherheitsmodul erlauben diese Chips nämlich kein Überschreiben mit neuen Daten. Die gleiche Technik könnte mich verhindern. Dabei wäre eine einfache Codierung bereits genug. Die Kosten pro Fahrzeug? Ein Euro. Doch die Hersteller sehen dazu keinen Anlass.

Auch der Gesetzgeber könnte einschreiten. Zum Beispiel mit Datenbanken wie der niederländische Tellerrapport. Er ist eine Art Lebenslauf des Fahrzeugs, in welchem alle Wartungen und Reparaturen festgehalten werden. Eine ähnliche Idee ist in Belgien mit dem Car Pass Pflicht. In den USA gibt es mit Carfax eine Datenbank, in welcher Daten zu Zulassung, Unfällen oder Reparatur erfasst werden. Interessierten Käufern stehen diese Daten im Internet per Download zur Verfügung.

In Deutschland bin ich vor solchen Datenbanken allerdings sicher. Danke Datenschutz!