Achtung Wildwechsel – worauf Du achten solltest

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Für mich als Auto ist die Vorstellung wirklich schrecklich, dass sich die Geweihenden eines prächtigen Zwölfenders in meine Motorhaube bohren könnten. Noch pikanter finde ich die Vorstellung, dass ich mitten auf der Straße plötzlich in einer nebligen Niederung auf eine ganze Rotte Wildschweine stoße, denn als Wildsau ist man ja gerne in der Gruppe unterwegs. Ich kann dir versichern: Das wird kein Spaß. Ich habe schon ausgemusterte Kollegen gesehen, wenn ich hin und wieder ängstlich über den Zaun eines Schrottplatzes linse, die so etwas erlebt haben. Nicht schön!

Wann und wo geht es auf Deutschlands Straßen wild zu?

In der Fahrschule aufgepasst? Da gibt es ein Hinweisschild: rotes Dreieck mit einem zierlichen Reh in der Mitte. Ist wohl von einem Optimisten entworfen worden – ein Rehbock wiegt so um die 35 Kilo, ein Keiler bringt 200 auf die Waage. Es kann also deutlich schlimmer kommen, als es sich der Schildermaler bei seinem Werk vorgestellt hat. Das Schild bedeutet: Vorsicht! Wildwechsel!

Es ist ganz erstaunlich, wie selten Autofahrer dieses Warnschild ernst nehmen. Die brausen lustig weiter mit 100 km/h über die Landstraße, als wäre nix gewesen. Dabei ereignet sich etwa alle 2 ½ Minuten ein Wildunfall in Deutschland, manche davon verlaufen für Autoinsassen tödlich. Ich kann dir nur dringend raten: Achte auf das Schild und geh runter mit der Geschwindigkeit, vor allem in der Abenddämmerung und nachts. Die Warnschilder werden nicht irgendwo oder etwa in gleichmäßigen Abständen aufgestellt, sondern da, wo sich schon Unfälle ereignet haben bzw. dort, wo der zuständige Jagdpächter darauf hingewiesen hat, dass es nötig ist. Nimm das ernst! Unfälle mit größeren Wildtieren verlaufen für alle Beteiligten nicht harmlos.

Wann du besonders aufpassen musst …

In der Dämmerung. Abends machen sich Wildtiere auf die Futtersuche und wechseln dann gerne über Straßen, um vom Ruhe- zum Weideplatz zu kommen. Das ist wie bei dir, wenn du zwischen Küche und Schlafzimmer hin und her gehst. Da die meisten Wildtiere in Deutschland nachtaktiv sind, um den Menschen auszuweichen, werden sie mit einbrechender Dämmerung aktiv und machen sich im Zwielicht auf die Socken. Dann kann ich dir nur empfehlen, besonders aufmerksam zu fahren. Nicht nur bei einbrechender Dunkelheit, auch in der Morgendämmerung musst du vermehrt mit Wildtieren auf der Straße rechnen – die befinden sich dann auf dem Rückweg: aus dem Esszimmer ins Bett.

Und in der Nacht?

In den Nachtstunden stehen Wildtiere natürlich auch nicht gerade wie angenagelt herum. Die wandern, besuchen Kumpels, ziehen um die Häuser bzw. die Bäume. Nachts sind die Sichtverhältnisse schlechter als tagsüber – du siehst Wildtiere später als bei Tageslicht und sie können von deinen Scheinwerfern so geblendet werden, dass sie furchtbaren Blödsinn veranstalten, anstatt dir einfach auszuweichen. Rechne bloß nicht damit, dass die dich sowie dein Auto sehen und abhauen! Wildtieraugen besitzen eine Art Restlichtverstärker – wenn der auf dein LED-Fernlicht trifft, explodiert den armen Viechern förmlich der Sehnerv. Überlegt handeln ist dann nicht mehr. Denken musst du im Falle einer Begegnung: bremsen, abblenden, hupen, wenn noch Zeit bleibt.

Außerdem ist dann da noch die Paarungszeit…

Wenn die Hormone aufkochen und es nur noch darum geht, als Lover vor dem nächsten Mitbewerber Weibchen zu finden, benehmen sich Wildtiere wie Menschen: ausgesprochen unvernünftig. Im Juli ist Brunftzeit beim Rehwild, im September und Oktober beim Rotwild, im November und Dezember lassen die Wildschweine alle Hemmungen sausen. Das ist also eine ziemlich lange Phase, in der Wildtiere im totalen Liebesrausch auf der Straße auftauchen können. Man sagt beispielsweise, dass Rothirsche in einer Nacht bis zu 100 Kilometer zurücklegen, um ein Weibchen zu finden.

Wo musst du besonders aufpassen?

Weil Wildtiere nicht doof sind, gehen sie gerne auf den Acker, um sich satt zu futtern. Das geht flotter und bequemer als im Wald mühsam ein Hälmchen nach dem anderen zu suchen und abzuknabbern. An Waldrändern oder bei Übergängen zwischen Weideland und Wald kann es gehäuft zu Kontakten mit Wild kommen. Denk einfach daran und passe deine Geschwindigkeit an: nach unten!

Was tust du, wenn wirklich ein Wildtier vor dir auftaucht…

Wildunfälle verlaufen besonders dann mit schweren Schäden, wenn ein Fahrzeugführer ein riskantes Ausweichmanöver startet, sobald Tiere vor ihm auf der Fahrbahn auftauchen. Viele Autos kommen dabei ins Schleudern und geraten so in den Gegenverkehr oder prallen gegen einen Baum. So grausam es klingt: bei Kleintieren keine Notbremsung einleiten. Tauchen Großtiere auf, dann heißt es: Nerven behalten, bremsen, so stark und gut und lange es geht, und das Steuer festhalten. Kommt es zur Kollision: Unfallstelle sichern und Polizei bzw. Jagdpächter kontaktieren.