Er soll eine ganz neue Zeit bei Volkswagen einläuten. Denn die Zukunft des Konzerns aus Wolfsburg ist elektrisch und sie beginnt jetzt: mit dem VW ID.3. Es ist das erste Fahrzeug, das auf dem neuen modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) beruht. Wie sich die Zukunft fährt und welche Besonderheiten sie bereithält erfährst Du in unserem Fahrbericht.
Mit neuer Plattform Richtung Zukunft
Durch die neue Bauweise sind Fahrgestell, Batteriedesign und Position des Motors vereinheitlicht. So sinken die Kosten von der Entwicklung bis zur Produktion. Und das wirkt sich auch auf den Endpreis aus. So schafft VW einen großen Kaufanreiz für den ID.3. Der Weg scheint geebnet zu sein, um ein Elektroauto für die Massen herzustellen. So ist der Wagen in der Basisversion schon für knapp unter 30.000 € zu haben und damit deutlich erschwinglicher als manch anderer Elektrifizierter. Diese Basisvariante („ID.3 Pure“) ist allerdings noch nicht bestellbar.
Wenn Du Dich dem ID.3 als Fahrer näherst, begrüßt Dich dieser mit einem kleinen Lichtspiel (das Extra „Keyless-Access“ vorausgesetzt) in Deine Richtung. Generell spielen Licht und Sound eine große Rolle im neuen Designkonzept der Wolfsburger. Dadurch soll eine emotionalere Bindung zum E-Auto aufgebaut werden. Eine ganz neue, multisensorische Erfahrung wird hier geschaffen. VW-Chef-Designer Klaus Bischoff sagt, dass mit dem ID.3 die Marke VW neu erfunden wurde. Ob den Designern und Ingenieuren das gelungen ist?
Neues und Bekanntes. Das Design des ID.3
Wenn Du Dich vor den ID.3 stellst, wird Dir zunächst die neue, kühlerlose Front auffallen. Dass die Marke neue Wege beschreitet, macht sich auch durch die Nutzung des neuen Logos bemerkbar. Eine gewisse Familienähnlichkeit zum beliebten Golf lässt sich allerdings nicht bestreiten. Vor allem ist diese in der Silhouette des Fahrzeugs zu erkennen. Auch die Türen und Griffe basieren auf klassischen Konzepten.
Die Seitenansicht lässt Dich eine lange Dachlinie, die sich bis zum Dachkantenspoiler durchzieht, entdecken. Dadurch wirkt der ID.3 flach und sportlich. Auch der lange Radstand trägt zu diesem Eindruck bei. Eben dieser Radstand sorgt auch dafür, dass Mitfahrende auf der Rückbank überraschend viel Beinfreiheit genießen – auch wenn die Sitzposition zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Das liegt daran, dass die Batterie im Fahrzeugboden verbaut wurde. Dadurch setzen die Füße höher auf als man es gewohnt ist.
Das Interior & das Infotainment des ID.3
Wenn Du Dich dann auf den Fahrersitz setzt, gibt es viel Neues zu entdecken. Dennoch wirkt der ID.3 vertraut. Der Spagat zwischen futuristisch anmutendem Design und bekannten Elementen ist den Wolfsburgern auf den ersten Blick gelungen.
Durch die neue Bauweise sitzt Du als Fahrer etwas erhöhter, als Du es vielleicht erwartet hättest. Die Vorzüge dieser Position liegen auf der Hand: mehr Überblick und Komfort.
Wenn Dein Blick dann über das komplett neu konzipierte Armaturenbrett schweift, wirst Du merken, dass es sich beim ID.3 um ein neues Kapitel für VW handelt: Knöpfe und Drehregler gehören (größtenteils) der Vergangenheit an. Durch sogenannte Slider musst Du die Flächen lediglich mit dem Finger berühren. Damit kontrollierst Du dann beispielsweise die Temperatur oder das Multimediasystem. Lediglich die Fensterheber und ein kleiner Drehschalter für die Außenspiegel wirken fast wie Relikte aus einer anderen Zeit. Etwas gewöhnungsbedürftig ist es, die hinteren Fenster zu öffnen und zu schließen. Zunächst betätigst Du ein Touchfeld. Erst dann kann man die Fenster mithilfe der Fensterheber hinten herunterfahren. Um dann wieder auf die vorderen Fenster zu schalten, musst Du das Bedienfeld erneut berühren. Ein echter Kritikpunkt ist die Materialauswahl für die Armaturen, Ablageflächen und die Türverkleidungen. Der verbaute Kunststoff wirkt insgesamt nicht wertig.
Ein volldigitales Instrumentendisplay mit digitalem Tacho und ein etwa 10“ großes Touchdisplay in der Mitte der Konsole, das sich auch mit Gesten steuern lässt, bilden das Zentrum des Cockpits. Selbstverständlich hört der ID.3 auch aufs Wort. Dadurch kannst Du einige Funktionen auf Zuruf steuern. Das funktioniert in der Praxis mal besser, mal schlechter. Die Software wirkt insgesamt noch nicht ganz ausgereift – mitunter ein Grund, weshalb die Wolfsburger das Startdatum verschieben mussten. VW verspricht aber Besserung: So lässt sich das Auto durch Updates verbessern. Kleinere Aktualisierungen sollst Du selber vornehmen können. Größere Updates müssen hingegen in der Werkstatt getätigt werden.
Das Fahrerlebnis mit dem ID.3
Wie fährt sie sich nun, die Zukunft des Konzerns? Zusammengefasst: Überraschend agil und zugleich vertraut. Sobald Du auf das Strompedal trittst, ist das Drehmoment sofort verfügbar – so kennt man Stromer. Anders als bei der Konkurrenz hingegen wird sich das Bremsverhalten für Dich anfühlen. Bremsen andere E-Autos, sobald Du den Fuß vom Pedal nimmst, um Energie zurückzugewinnen (Rekuperation), rollt der ID.3 fast wie ein Verbrenner im Leerlauf weiter. Durch das neue Design ist er sehr viel aerodynamischer, als man es ihm ansieht. Beispielsweise sind die Spiegelgehäuse so konzipiert, dass kaum Windverwirbelungen entstehen. Das sorgt im Zusammenspiel mit weiteren Design-Kniffen auch für eine nahezu geräuschlose Fortbewegung.
Trotz relativ schwerer 1,7 Tonnen lenkt sich der ID.3 angenehm und präzise. Wie Du es von VW gewohnt bist, kannst Du Dich auf ein insgesamt bekannt-unaufgeregtes Fahrerlebnis freuen.
Der ID.3 verfügt über einen echten Heckantrieb. Kenner der Marke wissen, dass die Wolfsburger das letzte Mal den Käfer mit dieser Antriebsart ausgestattet haben. Die Vorteile nutzt der ID.3 aus. Das merkst Du vor allem, wenn Du beschleunigst und das Lenkrad ruhig in den Händen hältst.
Was Du sonst noch zum ID.3 wissen solltest
Preis, Leistung und Reichweite des ID.3
Drei verschiedne Ausführungen des ID3 gibt es: Pure, Pro Performance und Pro S. Die Basisvariante Pure ist jedoch noch nicht bestellbar. Die Batterie kannst Du an Ladesäulen mit bis zu 125 kW laden, sodass die Batterie im besten Fall innerhalb von 30 Minuten den Strom für 290 Kilometer zapft. Garagenbesitzer werden sich im Übrigen ein wenig ärgern: Der ID.3 verfügt nur über einen Ladeanschluss für das Schnellladen. Dieser befindet sich auf der rechten Seite – das ist praktisch fürs Laden an der Bordsteinkante, wird aber für abenteuerliche Ausstiegsakrobatik in der Garage sorgen. Wie Du der nachfolgenden Tabelle entnehmen kannst sind alle Ausführungen des ID.3 auf ein Tempo von 160 km/h beschränkt.
Ausfürung |
Pure |
Pro Performance |
Pro S |
Grundpreis |
30.000 € |
35.000 € |
41.000 € |
Batterieleistung |
45 kwH |
58 kwH |
77 kwH |
Reichweite |
330 km |
420 km |
550 km |
Verbrauch |
161 Wh/km |
166 Wh/km |
171 Wh/km |
Beschleunigung 0-100 km/h |
10 Sekunden |
7,3 Sekunden |
7,9 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit |
160 km/h |
160 km/h |
160 km/h |
Die Ausstattung des ID.3
Zum Serienumfang des ID.3 gehören ein Navigationssystem, eine Freisprecheinrichtung, ein Abstandstempomat, und eine induktiven Ladeschale. Darüberhinaus kannst Du Dich über die schon erwähnte Schnellladefunktion freuen. Den ID.3 wird es in folgenden Ausstattungsvarianten geben
- Life
- Style
- Business
- Family
- Tech
- Max
- Tour
Der Kofferraum des ID.3
Bei vielen elektrischen Fahrzeugen ist der Kofferraum oft ein Schwachpunkt. Doch mit seinen insgesamt 385 l Kofferraum wird Dich der ID.3 mit mehr als nur alltagstauglichem Volumen überraschen. Mit umgeklappten Sitzen lassen sich 1267 l verstauen. Ganz schön viel Platz.
VW ID.3 Fahrbericht: Ein Fazit
Volkswagen ist definitiv ein Sprung nach vorne geglückt. Es ist zwar kein Quantensprung, aber Du wirst Deinen Spaß mit dem Fahrzeug haben – selbst wenn Du E-Autos kritisch gegenüber stehst. Bei Batterieleistung und Ladevorgang – klassische Kritikpunkte bei E-Autos – gibt es nichts zu beanstanden. Lange Reisen und Roadtrips dürften sich dennoch als echte Herausforderung herausstellen. Daher lohnt sich die Anschaffung nur, wenn Du in einer Region mit guter Ladeinfrastruktur beheimatet bist. Trotz des großzügigen Innenraums ist der ID.3 keine „Familienkutsche“ im klassischen Sinne. Er ist aber eben auch kein kleiner Cityflitzer. Er liegt irgendwo dazwischen und fühlt sich wahrscheinlich in der Vorstadt am wohlsten. Bei der Materialauswahl des Interiors hätten wir uns ein wenig mehr Mut gewünscht. Und auch die Software hält noch nicht ganz, was versprochen wird.
Der VW ID.3 Fahrbericht zeigt: Den Wolfsburgern ist es mit dem ID.3 gelungen, Bewährtes mit allerhand neuer Technologie zu verbinden. Es bleibt spannend zu beobachten, ob sich der ID.3 tatsächlich zu einem Stromer für die Massen mausert und welche Rückschlüsse der Konzern aus Wolfsburg für seine Elektromobilitäts-Offensive ziehen wird.