Servus mein Freund, ich heiße Mercedes B-Klasse. Groß vorstellen muss ich mich sicher nicht, oder? Schließlich bin ich bekannt und präge das Bild auf deutschen Straßen wie kaum ein anderer Mercedes. Gut, ausgenommen sind vielleicht die A-Klasse und C-Klasse. Zwischen dem Kompakten und der Mittelklasse bin ich auch angesiedelt und zwar als Kompaktvan. Als solcher habe ich natürlich mehr mit der A-Klasse gemeinsam – tatsächlich sind wir sogar eng verwandt.
Mercedes B-Klasse: Warum ich ein „Sandwich“ bin
So stehen die A-Klasse und ich auf der gleichen Plattform. Meine erste Generation (intern T 245) ab Sommer 2005 nutzte sogar noch den legendären Sandwichboden der A-Klasse. In diesem waren Batterie, Abgasanlage und Tank verbaut. Viel interessanter aber war dieser Sandwichboden in punkto Sicherheit. Dank dem Aufbau mit Quer- sowie Längsträgern konnten wir als Kompakte so die Sicherheit deutlich größerer Modelle anbieten.
Ebenfalls clever war (und ist) der „schräge“ Einbau meines Motors. Zum einen sparte Mercedes so Platz und zum anderen „rutscht“ dieser bei einem Frontalaufprall unter die Fahrgastzelle – und meine Passagiere sind besser geschützt. Apropos Passagiere: Mein Platzangebot war ebenfalls sehr gut. Mit 4,27 Meter Länge bin ich bis heute als Fünfsitzer ausgelegt. Außerdem betrug meine Ladevolumen bis zu 2.245 Liter, natürlich nur für den Fall umgelegter Lehnen der Rücksitze.
Als Antrieb standen mir in meiner ersten Generation etliche Benziner und Diesel mit jeweils vier Zylindern und einem Leistungsspektrum von 95 bis 193 PS parat. Alternativ gab es mich ebenfalls: Als Mercedes B 170 NGT bzw. B 180 NGT BlueEfficiency war ich mit Erdgasantrieb verfügbar. Als solche leistete ich 116 PS, emittierte im CNG-Modus aber nur 135 g/km CO2. Als Benziner kam ich dagegen (im gleichen Modell) auf 175 g/km CO2.
Mercedes B-Klasse: Wer meine Geschwister sind
Zum November 2011 brachte Mercedes meine zweite Generation W 246 zu den Händlern. Optisch unterscheide ich mich zugegeben nur geringfügig, weil ich die typische Form meines Vorgängers behielt. Tatsächlich zeigten sich Neuerungen mehr im Detail. Zum Beispiel mit mehr Sicken und Kanten, größeren Scheinwerfern oder einem nun separatem Grill. Ganz untypisch ist zudem der Tankdeckel, der neuerdings auf meiner linken Seite angebracht ist.
Statt auf dem Sandwichboden baue ich nun auf der modularen Frontantriebsarchitektur (MFA) auf. Diese nutzen auch A-Klasse W 176 sowie seit 2013 CLA und GLA. Meine Verwandtschaft ist also um ein Kompakt-SUV und eine kompakte Limousine gewachsen. Zu meiner Serie zählen ABS, Bremsassistent, ASR oder ein Schaltgetriebe mit sechs Gängen und einer Eco Start-Stop-Funktion. Mein Kollisionswarnsystem Collision Prevention Assist, ein Müdigkeitswarner und sieben Airbags garantieren zudem die Sicherheit der Insassen.
Mercedes B-Klasse: Wie ich zum Stromer wurde
Angetrieben werde ich mit sieben Benzinern (102 bis 211 PS) sowie ebenfalls sieben Diesel (90 bis 177 PS). Ab 2013 war ich außerdem als Erdgasversion verfügbar, nun unter dem Namen Mercedes B 200 Natural Gas Drive (später B 200c). Der Vierzylinder mit 156 PS und 250 Nm war aber nicht so gefragt. Ende 2017 wurde der Motor letztendlich gestrichen. Der wahre Clou war aber meine Elektroversion, die Mercedes 2014 herausbrachte. Zuerst nannte sich die Version Mercedes B-Klasse Electric Drive. Gegen Ende 2014 wurde die Serie im Rahmen einer neuen Nomenklatur Mercedes B 250e getauft. Mein E-Motor lieferte 132 kW (179 PS) bei 340 Nm, während meine Reichweite 200 km betrug – als Range Plus übrigens sogar 230 km. Die Technik stammte in diesem Fall nicht von Mercedes – sondern vom kalifornischen Elektroauto-Pionier Tesla. Zum Q3 2017 folgte dennoch das Aus: Mercedes setzt lieber auf seine neue E-Auto-Generation EQ. Diese soll eine Reichweite von 500 km bieten.
Mercedes B-Klasse: Wo ich weniger gut abschneide
Klar, auch ich habe meine Schwachstellen. Manch einer meint sogar, dass die A-Klasse und ich – rein von der Qualität her – den Namen Mercedes nicht verdient haben. Das ist meiner Meinung nach aber Blödsinn. Zum Beispiel nahm mich die Auto Bild als drei Jahre alten Gebrauchten unter die Lupe. Lob gab es für meinen sparsamen Diesel, die hohe Sitzposition und, dass – trotz 110.000 km auf dem Tacho – nichts klapperte. Wobei der Diesel weniger schöne Seiten hat: Kurzstrecken mögen weder der 180 CDI noch der 200 CDI, weil ihre Rußfilter schnell verstopfen können. Beim 200 CDI wurde außerdem ein oftmals defekter Turbo kritisiert. Gleiches gilt für die Manschetten der Antriebswellen und die Federn der Hinterachse, zumal auch Rost ein Problem war.
Mein Rat: Fahre mich einfach und du siehst selber, ob ich zu dir passe. Als „Rentnerauto“ werde ich oft gut gepflegt und im TÜV Report 2016 habe ich überdurchschnittlich gut abgeschnitten. Wenn das nicht für mich spricht, weiß ich es auch nicht.