Sekundenschlaf: Was tun, wenn die Augen plötzlich zufallen?

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Eine der wohl größten Gefahren im Straßenverkehr dürfte der sogenannte Sekundenschlaf sein. Wenn Du am Steuer sitzt, solltest Du bereits die ersten Anzeichen ernst nehmen und gegebenenfalls eine Pause einlegen. Besonders oft tritt Sekundenschlaf auf, wenn Du nach einem langen Tag nachts noch eine längere Autofahrt machst oder auf eintönigen Strecken fährst. Dies ist beispielsweise auf der Autobahn gegeben, auf der Dich kaum visuelle Reize ablenken.

Sekundenschlaf: Die Gefahr nicht unterschätzen!

Die große Gefahr des Sekundenschlafes besteht aber selbst auf einer schnurgeraden Strecke. Schließlich bist Du während des kurzen Nickerchens am Steuer in einem gefährlichen Blindflug. Selbst wenn Du bei Tempo 130 auf der Autobahn nur eine Sekunde weggetreten bist, überwindest Du bereits eine Distanz von 36 Metern. Und dies kann nicht nur für Dich, sondern auch für andere Verkehrsteilnehmer gefährlich werden.

Welche Ursachen hat der Sekundenschlaf?

Mediziner nehmen an, dass es sich beim Sekundenschlaf oder auch Mikroschlaf um eine Notwehrreaktion Deines Körpers handelt. Diese Reaktion tritt auf, wenn Du stark übermüdet bist. Vor allem dann, wenn Du mit monotonen Tätigkeiten wie der Fahrt auf der Autobahn beschäftigt bist.

Sekundenschlaf tritt insbesondere während der Nacht oder in den frühen Morgenstunden auf. Denn zu diesem Zeitpunkt ist der Biorhythmus der meisten Menschen auf dem niedrigsten Level. Auch wenn Du oft lange arbeiten musst, ist das Risiko größer, dass Du in den Sekundenschlaf fällst.

Aber auch tagsüber kannst Du in den Mikroschlaf fallen. Vor allem dann, wenn Du länger nicht geschlafen hast, weil Du zum Beispiel die Nacht durchgemacht hast oder einfach nicht schlafen konntest.

Weitere Ursachen von Sekundenschlaf können verschiedene Erkrankungen, wie beispielsweise Schlafstörungen oder Nervenerkrankungen, sein.

Besonders groß ist das Risiko des Sekundenschlafs übrigens für bestimmte Personengruppen. Dazu gehören Pendler, LKW-Fahrer, Arbeitnehmer mit ungünstigen oder langen Arbeitszeiten oder auch Urlauber. Im Grunde hat der Sekundenschlaf aber bei all diesen Menschen eine Ursache: Sie haben einen Schlafmangel oder ignorieren ihren Schlafdrang. Du solltest Dich also besser nur dann an das Steuer setzen, wenn Du frisch und ausgeruht bist. Das gilt vor allem, wenn Du eine längere Fahrt vor Dir hast. Denn viele Autofahrer bemerken es nicht einmal, dass sie eigentlich schon viel zu müde sind, um noch Auto zu fahren. Deshalb solltest Du besonders sensibel auf die Alarmsignale Deines Körpers achten.

So kündigt sich der Sekundenschlaf an

Meist deutet sich der Sekundenschlaf schon im Vorfeld durch verschiedene Alarmsignale an. Zu den typischen Anzeichen gehören etwa:

  • Du fühlst Dich allgemein müde
  • und Du gähnst häufig.
  • Dich plagen Kopfschmerzen und Frösteln.
  • Deine Augen brennen oder Deine Augenlider fühlen sich schwer an
  • Du reibst häufig an den Augen
  • Du blinzelst häufig.
  • Dir fallen die Augen zu.
  • Dein Blick wird unscharf.
  • Du machst mehr Lenkbewegungen als normal und schaltest häufiger
  • Du machst verschiedene Fahrfehler.
  • Du siehst optische Täuschungen oder Halluzinationen.
  • Dein Gesichtsfeld ist eingeschränkt.
  • Du schreckst plötzlich hoch.

Verspürst Du eines oder mehrerer dieser Anzeichen solltest Du schnellstmöglich anhalten und Dir eine Pause gönnen. Du kannst beispielsweise einen Spaziergang machen und etwas frische Luft tanken. Wenn Du zu müde für eine Weiterfahrt bist, solltest Du lieber eine Nacht in einem Hotel oder einer Pension verbringen. So stellst Du keine Gefahr für Dich und andere Verkehrsteilnehmer dar.

So sorgt die automatische Müdigkeitserkennung für Deine Sicherheit

Die automatische Müdigkeitserkennung dazu beitragen, Unfälle durch Sekundenschlaf zu vermeiden. Seit Juli 2022 ist das System bei neu entwickelten Fahrzeugmodellen sogar Pflicht.

Zu unterscheiden ist zwischen unterschiedlichen Systemen, dem kamerabasierten System, dem fahrzeugbasierten System sowie dem biometrischen System.

Wichtig: Die automatische Müdigkeitserkennung ersetzt nicht die Verantwortung des Fahrers, sich ausreichend auszuruhen und bei Müdigkeit nicht zu fahren. Daher solltest Du in erster Linie immer auf Deinen Körper hören und wenn Du eines oder mehrere der oben genannten Signale bemerkst, sofort anhalten und eine Pause machen.

Welches System ist das Beste?

Es gibt kein eindeutiges „bestes“ System zur Müdigkeitserkennung, da jedes System seine eigenen Vor- und Nachteile hat. Das kamerabasierte System

Das kamerabasierte System überwacht die Augen des Fahrers und erkennt Müdigkeit anhand von Faktoren wie Blinzelhäufigkeit, Pupillengröße und Blickrichtung. Es kann allerdings durch ungünstige Lichtverhältnisse oder Verdeckungen, wie Brillen oder Mützen, beeinträchtigt werden.

Das fahrzeugbasierte System analysiert das Fahrverhalten des Fahrers und erkennt Müdigkeit anhand von Faktoren wie Lenkradbewegungen, Spurhaltung und Bremsverhalten. Einziger Nachteil: Es könnte gegebenenfalls Schwierigkeiten haben, Müdigkeit von anderen Fahrverhaltensweisen zu unterscheiden.

Das biometrische System orientiert sich an physiologischen Parametern wie Herzfrequenz, Hautleitfähigkeit und Hirnaktivität. Dafür ist jedoch immer der direkte Kontakt zum Fahrer notwendig.

So kannst du dem Sekundenschlaf vorbeugen

Wichtig ist, dass in Deinem Fahrgastraum eine ausreichende Frischluftzufuhr besteht. Dann enthält die Luft auch ausreichend Sauerstoff, damit Du wach bleiben kannst.

Spürst Du die ersten Anzeichen von Müdigkeit, bringt es Dir aber nur eine kurzfristige Wirkung von wenigen Minuten. Hier bringt auch das Lauter stellen von Musik oder das Öffnen der Fenster nur wenig. Den Sekundenschlaf kannst Du damit also nicht dauerhaft verhindern. Des Weiteren solltest du leichte Mahlzeiten zu Dir nehmen, die Dir nicht allzu schwer im Bauch liegen. Das macht nämlich müde, auch wenn du ausreichend geschlafen hast. Keinesfalls solltest Du vor der Fahrt Alkohol trinken und auch nicht am Abend zuvor. Der Alkohol macht Dich nämlich nicht nur müde, sondern beeinträchtigt deine Reaktionsfähigkeit.

Den gleichen Effekt haben einige Medikamente wie Beruhigungsmittel oder Antiasthmatika. Aufputschmittel und koffeinhaltige Getränke wie Energydrinks, Cola oder Kaffee solltest Du ebenfalls vor der Fahrt nicht trinken, wenn Du schon die ersten Anzeichen von Müdigkeit verspürst. Denn diese schieben die Müdigkeit nur etwas auf, sodass Dich die anschließende Müdigkeitsattacke nur umso heftiger trifft. Dein Körper fühlt sich dadurch zwar für eine kurze Zeit wacher. In Wirklichkeit ist er das aber nicht.

Fazit

Im Zweifelsfall: Nicht fahren!