Tag auch, ich bin ein Autopilot. Aber keine Bange, in den Weltraum entführe ich dich nicht. Vielmehr werde ich schon in sehr naher Zukunft das Straßenbild bestimmen und dich quasi ganz automatisch von A nach B fahren.
Dabei bin ich gar keine neue Erfindung. In der Schifffahrt, Luftfahrt und Raumfahrt bin ich schon seit Jahren Standard. In letzter Zeit finde ich auch mehr und mehr den Weg ins Automobil. Schuld sind vor allem Elektroauto-Pioniere wie Tesla, die medienwirksam mit ihren Autopiloten werben.
Warum es noch keinen echten Autopiloten gibt
In Wahrheit schaut die Sache aber noch nicht so rosig aus. Denn was Tesla als Autopiloten bewirbt, ist nichts anderes als ein Zusammenspiel mehrerer Assistenten. Diese sind alles andere als neu, sondern im Premiumsegment und höheren Fahrzeugklassen schon seit Jahren erhältlich. Beispiele für solche modernen Helfer sind ein in der Regel aktiver
• Abstands- bzw. Geschwindigkeitsregler,
• Bremsassistent,
• Parkassistent,
• Spurhalteassistent,
• Spurwechselassistent oder
• Tempomat.
Aktiv heißt, dass diese Assistenten ohne Eingriff und somit von ganz allein Abstand, Tempo oder die Spur halten bzw. sogar wechseln. Die Autobranche nennt das „adaptiv“, was für „sich anpassend“ oder „anpassungsfähig“ steht. Ich als Autopilot bündele quasi diese Systeme. Wäre ich ein Mensch, könntest du mich als den Kopf oder noch besser als das Gehirn deines Autos bezeichnen.
Level 0 bis 5: Wie Autopiloten eingestuft sind
Je nach Grad der Automatisierung oder „Selbstständigkeit“ werde ich nach bestimmten Leveln eingestuft. In der Autobranche sind das die Level 0 bis 5. Level 0 ist ein Kfz ohne jede Automatisierung, während das vollautonome Fahren auf Level 5 zutrifft. In diesem Fall sorge ich als Autopilot für alles, was mit dem Fahren des Fahrzeugs zu tun hat. Ich gebe Gas, ich bremse und ich lenke. Und das tue ich ab dem Augenblick, wenn du einsteigst, bis zu dem Moment, wenn du wieder aussteigst. Vollautonome Fahrzeuge kommen ohne Lenkrad und die typischen Pedale für Gas, Bremse und Kupplung aus. Bei Autos mit Level 5 der Automatisierung sind die typischen Bedienelemente nicht einmal mehr verbaut. Als Autopilot steuere ich das Fahrzeug also ganz allein, ohne das du überhaupt eingreifen kannst.
Noch ist es allerdings nicht so weit. Erste Studien vollautonomer Fahrzeuge begeistern bereits auf den großen Automessen. Ein Beispiel wäre der Renault EZ-GO, der eine Vorschau für ein „Robo-Taxi“ sein soll. Der VW I.D. Vizzion, der 2022 in Serie gehen soll, ist ein weiteres Beispiel. Ob diese Serie tatsächlich vollautonom fahren kann, ist bislang noch fraglich.
Autopiloten: Warum wir Fluch und Segen sind
Der Vorreiter Tesla will schon 2018/2019 das vollautonome Fahren ermöglichen. Tatsächlich sind die Kalifornier recht weit, jedoch zeigen sie aber auch die Gefahren meiner Technologie. Denn Tesla erlaubt in seinen Elektroautos – je nach Land und Gesetzeslage – schon seit 2015 das sogenannte teilautonome Fahren. Seither gab es einige Unfälle, die für die Insassen mitunter tödlich endeten. Teilweise war ich allein sogar Schuld daran, da ich als Autopilot falsch reagierte und zum Beispiel Gas gab, statt zu bremsen. Tesla sieht die Schuldfrage natürlich anders, weil Tesla seine Käufer darauf hinweist, im Notfall eingreifen zu können – und zu müssen. Entsprechend warnen Tesla-Fahrzeuge ihre Fahrer akustisch, wenn sie ihre Hände länger als drei Sekunden vom Lenkrad nehmen.
Nichtsdestotrotz beweisen die Unfälle, dass ich als Autopilot Fluch und Segen zugleich bin. Zum einen, weil ich eine ganz neue Art von Komfort biete. Vollautonom kann ich wahrscheinlich – und trotz der Unfälle – mehr Sicherheit garantieren, da ich im Notfall schneller als du reagiere. Zum anderen bin ich aber selbst (noch) nicht fehlerfrei.
Autopilot: Warum ich dennoch die Zukunft bin
Dennoch behaupte ich, dass ich für die Zukunft gesetzt bin – und zwar auch auf der Straße. Gegen 2030 dürfte meine Technik so ausgereift sein, dass das vollautonome Auto deinen Alltag gestaltet. Ich fahre dich morgens zur Arbeit und hole dich abends wieder ab. Zwischendurch bringe ich deine Kinder in die Schule oder zur Kita und fahre deine Frau (oder deinen Mann) zum Friseur. Womöglich bin ich dann nicht mehr dein eigenes Auto, sondern ein Carsharing-Fahrzeug. So bin ich viel besser ausgelastet und spare dir auch noch Geld. Die Umwelt schone ich zusätzlich, weil weniger Auto produziert werden müssen – das spart wichtige und begrenzte Ressourcen. Auch lästige Staus dürften mit weniger Autos auf der Straße der Vergangenheit angehören. Zukünftig komme ich wohl vor allem in Elektroautos zum Einsatz. Dann verpeste ich als Autopilot in einem Stromer nicht einmal mehr die Innenstädte